Spread the news. Am Morgen in England eine Whatsapp von den Tierschutzengeln, beziehungsweise von Frau Planas aus Katalonien. Duna hat schon für den 12. September einen Platz auf dem nächsten Transport erwischt, ankommen wird sie am frühen Abend in Hamburg. Oha, da heißt es jetzt aber sputen, obwohl nur noch wenig fehlt. Und manchmal auch zu schon viel da ist, wie eine dritte Hundeleine. Kam ich in Broadway aber nicht dran vorbei. Welcher Hund hat schon ein Schiffstau als Leine? Und dann noch passend zum Halsband. Trockenfutter fehlt noch, Feuchtfutter verbrauchen wir erst mal von Juna, wenn Duna es gut verträgt.

Mit der früheren Ankunft muss ich jetzt gebacken bekommen, dass ich ja bis Ende September noch Vollzeit arbeite. Mal so drüber nachdenken. Wird schon klappen. Muss ja.

Juna

Juna

Juna im Arbeitszimmer-Körbchen

Juna im Arbeitszimmer-Körbchen

Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, wie ich dazu gekommen bin. Andererseits doch. Seit Mai 2020 fehlt mir mein Pflegehund Juna. Keine Touren mehr durch Wiesen und Wälder, kein Hund mehr in meiner Wohnung, das mir im Arbeitszimmer zuschaut. Irgendwann reifte der Gedanke, mir ein eigenes Hundi anzuschaffen. Es fehlte noch der wirkliche Ernst bei der Sache. Außerdem plante ich erst für den April 2021 den Austritt aus dem vollzeitlichen Job, was alles nicht für den eigenen Hund sprach. Dazu habe ich mit Hunden nicht besonders viel Erfahrung, ich kenne mich besser mit Katzen aus. Eine Menge Fragen fielen mir dazu ein, aber es blieb auch der Wunsch, wieder einen Hund bei mir zu haben, mit ihm zu wandern und für ihn zu sorgen.

Häng Dein Herz nicht an einen Hund

Penny, die Schüchterne

Penny, die Schüchterne

Nur gelegentlich streifte ich etwas durch das Netz, oft mit Suchbegriffen wie Schnauzermix, obwohl Juna kein Schnauzermix war, sondern ein Barsoimix. Was aber ihre Schnelligkeit und ihre Laufstärke erklärte. Der erste Hund, der mich dann doch gefangen nahm, wer kann sich diesem Blick entziehen, war Penny, die in einem Tierheim in Bocholt fest saß. Ein Telefonat mit ihrer Betreuerin machte aber klar, was ich aus ihrer Beschreibung schon ahnte. Penny hatte mal einen Beckenbruch, der nicht behandelt worden war. Seitdem vermeidet Penny allzu weite Ausflüge. Demnach kein Hund für mich, denn mit Juna habe ich in 2019 locker 450 Kilometer nur an den Wochenenden gemacht. Was bleibt, ist meine Patenschaft für Penny, schon weil dieses Tierheim in Bocholt wohl einen wirklich guten Job macht. Arme kleine, schüchterne Penny. Ich betrachtete dieses Ergebnis auch als einen Hinweis, die Füße erst einmal still zu halten, was Hunde angeht. Leider war ich schon immer beratungsresistent.

Es geht auch noch schwieriger

Duna

Duna

Ein anderer Hund tauchte auf, dieses Mal war die Sache noch schwieriger. Duna (nicht mit Juna zu verwechseln) saß in einem Tierheim in Katalonien, in Castellbisbal. Aber nach den Beschreibungen der passende Hund für mich. Ein Griffon-Beagle-Mix. Griffons sind Spürhunde aus französischer Züchtung, eine fast ausgestorbene  Rasse. Laufstark, ausdauernd, lebhaft. Der Beagle ist fast das Gegenteil, zwar auch Fährtenhund, aber gutmütig, und doch intelligent und anpassungsfähig. Dazu ist Duna gut sozialisiert. Dann gab es wohl nur noch wenige Argumente dagegen. Schneller Kontakt zur vermittelnden Stelle ergab den Draht nach Spanien. Aber wie gebacken bekommen?

Duna

Duna

Erster Teil des Planes: Früher in Rente, mittlerweile bin ich beim 1. Januar 2021 gelandet. Duna soll Anfang Oktober herüber kommen, dann nehme ich mir eine Woche Urlaub zum Eingewöhnen, zwei Wochen kommt sie mit ins Büro, danach hat sich für zwei bis drei Tage in der Woche eine Hundetagesstätte nur wenige Kilometer von meiner jetzigen Wohnung gefunden. Ab Oktober reduziere ich zusätzlich meine Arbeitszeit, so dass wir auch in der dunklen Jahreszeit am Nachmittag noch Platz für eine längere Runde haben. Weihnachten ist Schicht im Schacht, und wir gehen zurück nach Paderborn. Oder Bielefeld. Oder so.

Bis dahin ist Zeit, den noch notwendigen Hundeführerschein in der Theorie zu machen, der praktische Teil im ersten Jahr danach entfällt mit unserer Flucht nach Ostwestfalen so wie so. Leinen, Halsband, drei Körbchen, Futterschalen aus Keramik, Spieligel und Halsband sind schon eingetrudelt, Futter ist noch von Juna an Bord. Jetzt heißt es, auf den Oktober zu hoffen und dass es nicht noch einen Lockdown in Katalonien gibt.

Natürlich frage ich mich manchmal, ob das so alles wirklich eine gute Idee war. Was meine Motivation zu diesem Schritt im Inneren tatsächlich war. Ich gestehe, dass mir die Gesellschaft fehlt, der Ausgleich, die Begleitung beim Wandern. Das Gefühl, dass ich eine Verantwortung und eine Aufgabe habe. Auf der anderen Seite ist es jetzt zu spät, am Freitag fahre ich noch eine Woche nach England, dann ist fast September und der Rest ist abzuwarten. Manchmal kann ich ziemlich nassforsch sein. Damit muss ich nun wohl leben.