Donnerstag, 31. Dezember 2020

Alter Hof 6, Wewelsburg

Alter Hof 6, Wewelsburg

Der letzte Tag des Jahres 2020. Der Januar steht im Zeichen des Umzuges, erste Planungen für den Ablauf sind notwendig. Damit endet am 13. Januar unsere Zeit in Niedersachsen. Heute haben wir noch einmal eine größere Runde in Celle gemacht, wo Duna bisher noch nicht war. Wir werden den Abend verbringen wie die anderen auch, kein anderes Futter, keinen anderen Wein.

Das Haus in Wewelsburg, in dem unsere neue Wohnung liegt, ist von außen nicht gerade ein Schmuckstück. Auch der Flur ist alt und dem Hause angemessen. Die Wohnung im ersten Stock, unser neues Zuhause,  ist dagegen wie der Wechsel in eine andere Welt. Was auch für den Wohnort spricht, sind die vielen Wälder und Felder rund herum, das Almetal und die vielen weiteren Möglichkeiten für kürzere und längere Touren. Trotzdem sind wir in einer Viertelstunde in Paderborn oder Salzkotten, in Büren sogar in zehn Minuten.

Denn mal einen Guten Rutsch. In diesem Jahr dann ohne Böllerei und Theater. Wird mir nicht fehlen.

Die Mysterien eines Hundebauches

Nach dem Wochenende in Essen hatte sich Dunas Darm wieder einigermaßen erholt. Fast. Wie so oft, war das Häufchen am Morgen und Mittag normal, am Nachmittag aber wieder breiig. Das Futter oder die Leckerlis konnten es nicht sein, die hatten sich nicht geändert. Ich hatte einen Verdacht.

Duna bekommt nun nicht mehr morgens und abends Futter, sondern auf drei Mahlzeiten verteilt. Und siehe da, alle Häufchen sind nun fest. Es sieht so aus, als wenn Dunas Darm das Leerlaufen nicht verträgt. Also bekommt sie das Futter nun über den Tag. Scheinbar ist jeder Hund eine individuelle Lernkurve.

 

Julia und Duna

Julia und Duna

Weihnachten liegt hinter uns und Duna hat ihre erste größere Familienzusammenkunft hinter sich. Nicht an einem Tag, aber die Leute wechselten eben, mal mein Bruder, mal eins oder zwei meiner Kinder. Irgendwie stand sie natürlich immer im Mittelpunkt, wurde getätschelt und gestreichelt, geknuddelt und gelobt, was sie doch für ein lieber Hund sein. Nun ja, es ging nicht ohne Kollateralschäden ab.

Am Heiligabend suchte meine Mutter den Rest der Erdbeerrolle, der vom Nachmittag übrig war. Sie hatte ihn in ihr Nähzimmer gestellt, aber da war er nicht mehr. Er war im Hund gelandet und ich bat meine Mutter, doch bitte nichts Essbares offen stehen zu lassen. Am Abend des ersten Weihnachtstages hatte sie, wie gewohnt, schon den Frühstückstisch gedeckt. Später hörte ich aus der Küche den Staubsauger und verdächtige Aktivitäten. Entgegen meiner Bitte hatte sie mein walisisches Früchtebrot bereits auf den Tisch gestellt. Das ließ sich Duna nicht entgehen und hat den gerade erst um ein Drittel dezimierten Kuchen verputzt. Auf meine Anfrage an meine Mutter, warum sie den Kuchen schon auf den Tisch gestellt hatte, meinte sie, sie hätte gedacht, es seien nur Fleisch und Wurst gemeint gewesen. Prompt hat Duna nun wieder einen heftigen Durchfall und verdorbenen Magen, was wir erst einmal wieder in den Griff bekomme müssen. Die Dia Tabs gehen wieder gut weg. Heute Nacht war die Not wohl so groß, dass der recht neue Teppich im Wohnzimmer wieder dran glauben musste. Entgegen aller Gewohnheit hatte ich die Tür des Schlafzimmers offen gelassen. Oder ich habe nicht gehört, als sie sich gemeldet hat. Zu spät. Drei Tonnen Moro-Suppe und ein Dutzend Dia Tabs werden es hoffentlich richten. In der neuen Wohnung gibt es dann einen neuen Teppich, denn Duna meidet nun das Wohnzimmer. Schlechtes Gewissen? Ansonsten war es zwar anstrengend, aber auch abwechslungsreich. Dazu kennt Duna nun den Grugapark recht gut.

Haupteingang Gruga

Haupteingang Gruga

Am Gruga-Teich

Am Gruga-Teich

Die große Wiese

Die große Wiese

Im Hintergrund das Ronald McDonald-Haus

Im Hintergrund das Ronald McDonald-Haus

Für den Rest der Woche ist Auszeit angesagt. Fast jedenfalls. Ich bereite schon mal die Radiobeiträge für Januar und Februar vor, weil da wenig Zeit ist, wir müssen Futter für Duna und mich einkaufen, das Wetter ist mies für Hundi-Runden. Mal die Tage abwarten.

Das Abschieds-Shirt meiner Kollegen

Das Abschieds-Shirt meiner Kollegen

Der letzte Arbeitstag liegt hinter uns. Die HuTa hatte heute leider schon geschlossen, weil außer mir keiner sein Hundi angemeldet hat. So war Duna doch noch einen Tag mit im Büro. Heute Mittag haben wir ein letztes Mal unsere Runde durch Laatzen gemacht, das alles werden wir nur noch einmal sehen, wenn wir die Anrichte aus dem Messelager bei LCN abholen. Ich könnte nicht sagen, dass da Wehmut aufkam, schließlich machen Duna und ich uns bald auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Dann werden wir endlich viel Wald und Gegend um uns herum haben und mit dem nächsten Frühjahr geht es wieder reichlich auf Touren.

Wenn ich heute so drei Monate zurück blicke, sehe ich die vielen Veränderungen sowohl bei Duna als auch bei mir. Es spielt sich immer mehr ein, Duna schnuffelt nicht mehr ganz so ausgiebig herum, sie reagiert direkter auf Ansprache und Kommandos. Das geht in beide Richtungen, auch Duna kommuniziert direkter mit mir, wenn sie etwas möchte. Zum Beispiel, indem sie stehen bleibt und wechselnd mich und meine Manteltasche ansieht. Pfotenabputzen muss gar nicht mehr angesagt werden, sie setzt sich gleich auf die Treppe. Das entlastet mich zunehmend von der Frage, was ich richtig oder falsch mache. Ich habe sicher am Anfang einige Dinge zu ernst genommen, andererseits auch andere Dinge nicht ernst genug. Wie wir Menschen, so hat Duna Tagesformen. Mal schießt sie quer und nervt durch Ausbrechen und Zurückstürmen, dann wieder läuft sie freiwillig lange Strecken bei Fuß und strahlt mich an. Was sich jedoch nie ändert, ist ihre Freundlichkeit und Ausgeglichenheit anderen Menschen gegenüber. Sie war im Büro immer gerne gesehen, selbst Leute ohne Beziehung zu Hunden mochten sie und streichelten sie auch irgendwann.

Unter dem Strich: Hunde sind auch nur Menschen. Oder wie meine Freundin Iris sagte: Als Hund eine Katastrophe, als Mensch unverzichtbar. Morgen geht es dann nach Essen, am Samstag zurück. Umzugskartons sind bestellt. Alle Unterlagen für die Ummeldungen komplett. In drei Wochen dann zurück in eine alte neue Heimat.

Duna in der Kunden-Kommunikation

Duna in der Kunden-Kommunikation

Gestern auf den Wochentag genau vor drei Monaten drückte man mir in Hamburg einen für meine Erwartungen viel zu großen Hund in die Arme. Ein wildes, kaum zu bändigendes und durchgeknalltes Tier, das mich völlig ignorierte, das nur mit gehöriger Anstrengung von drei Leuten in ein Hundegeschirr zu bekommen war. Irgendwie schaffte ich es, das Tier ins Auto zu bugsieren, bei einem Stop hinter Hamburg schleifte es mich durch das Gelände einer Raststätte und pinkelte wenige Stunden später zuhause auf meinen schönen Wollteppich. Bei einen Versuch am nächsten Tag, eine Runde durch den Nienhäger Wald zu machen, schoss es von links nach rechts, nach vorn und nach hinten. Gehen konnte man es nicht nennen, es war eher der Versuch, irgendwie auf den Beinen zu bleiben. Das Tier hatte furchtbaren Durchfall, der mich zur Verzweifelung trieb, weil ich nicht wusste, was ich dagegen tun sollte. In Erwartung, dass der Hundeschmutz irgendwo in der Wohnung landete. Ich war komplett frustriert. Was sollte ich mit diesem Tier nur anfangen? Das hatte überhaupt nichts mit der kleinen, grauen, lustigen Rennmaus gemeinsam, mit der ich davor so viel unterwegs war.  Außer vier Pfoten, einem Schwanz und Schlappohren.

Es ist dasselbe Tier, das heute Morgen um halb acht in mein Bett kam, sich an mich kuschelte, meine Hand leckte und seinen Kopf auf meinen Arm legte. Das Tier, mit dem ich nach dem Frühstück beschloss, heute die Hundeschule zu schwänzen, um uns lieber bei diesem miesen Wetter einen gemütlichen Morgen zu gönnen. Das Tier in seinem Bettchen, ich in meinem Lesesessel im Wohnzimmer mit dem neusten Buch von Bill Bryson und einem frischen Kaffee. Das Tier weiß inzwischen, was „Leckerli“ bedeutet und dass diese Dinger in der zweiten Kiste von oben im Flurregal sind. Es spricht nun mit mir, wenn es auf die andere Straßenseite möchte, wenn es noch nachsehen will, ob Bennie oder der Husky im Garten sind. Es spricht sogar zu mir, wenn die Mikrowelle piept und sein Futter mit der Moro-Suppe warm ist.

Das Tier heißt Duna. Ein Leben ohne sie kann ich mir kaum noch vorstellen. Es wird eine harte Nacht, wenn sie vor dem Umzug in der Hundepension bleibt und ich hier alleine bin. Vielleicht gehe ich dann morgens alleine raus.

Duna und Juna zusammen unterwegs und schwer zu fotografieren

Duna und Juna zusammen unterwegs und schwer zu fotografieren

Der Mietvertrag ist unterschrieben, die Umzugsfirma für den 20. 13. Januar gebucht, Internet wird am 21. Januar geschaltet. Damit geht Duna weiter auf die Reise, nun hoffentlich die letzte und eine gute, denn dort gibt es viel zu entdecken für sie. Neue Wälder und Felder, neue Straßen und Plätze, die Wewelsburg. Vom Teuto und dem Eggegebirge ganz zu schweigen, beinahe hätte ich das nahe Sauerland vergessen und die Gegend zwischen Twistesee und Diemelsee, Habichtswald, so viele neue Touren warten auf uns, wenn es im Frühjahr wieder wärmer und länger hell ist. Ich weiß schon, warum ich zurück möchte. So viele Möglichkeiten für Herr und Hund. Am Tag vor dem Umzug, also am 12., fahren wir zu unserem zukünftigen Zuhause, Duna bleibt dann bis zum nächsten Tag in einer nahe gelegenen Hundepension, bevor ich sie am nächsten Nachmittag abhole und sie in ihr neues Heim einzieht. Dann stehen schon ihr Bettchen, Körbchen und Futterschale bereit. Und wir haben gut zehn Quadratmeter mehr Platz. Einen neuen Eier-Lieferanten haben wir auch schon gefunden. Wir werden uns bestimmt schnell einleben.

Duna ist nun bald drei Monate bei mir, doch es kommt mir vor, als wäre unsere gemeinsame Zeit schon viel länger. Sie weiß nun langsam, was durch geht und was nicht, was einzelne Begriffe und Kommandos heißen. Die Regeln hier im Haushalt sind auch klar, nicht ins Bett, wenn ich nicht darin liege, beim Hereinkommen ins Haus werden grundsätzlich die Pfoten abgeputzt, außer ich sage explizit, dass nicht. Der Begriff Leckerli ist jetzt ganz klar mit dem oberen Fach im Regal im Flur verbunden. Als heute zwei Frauen kamen, die sich als Nachmieter die Wohnung ansehen wollten, drehte Duna erst einmal auf. Nach einigen Minuten war dann wieder alles normal und sie hatte die Herzen der beiden Besucherinnen im Sturm erobert. Duna ist ein unglaublich umgänglicher und freundlicher Hund. Manchmal etwas stürmisch, jedoch sehr menschenbezogen und immer hinter Aufmerksamkeit her. Trotzdem es immer mal wieder ein großes Donnerwetter gibt, wenn es draußen nicht so läuft wie erwartet: Duna ist ein Glücksgriff. Muss ja auch mal gesagt werden. Nicht immer nur gemeckert.

Man lernt. Ich auch

Carlo

Carlo

An einer Lektion hatte ich länger zu knabbern. Ein Hund ist kein Schmusetier. Oder nur gelegentlich. Zum Beispiel morgens im Bett, wenn ich nach dem Einschalten des Radioweckers abgeschlabbert werde, Ein Hund braucht Klarheit und Konsequenz, wenn mir das manchmal weh tut, ändert es nichts daran. Igel- oder Katzenscheiße fressen geht gar nicht, das muss klar sein. Duna weiß inzwischen, dass sie das nicht soll. Es fehlt nun noch der Schritt, dass sie es nicht mehr tut. Das geht aber, wie manchmal bei Kindern, nicht über freundliches Erklären oder Bitten. Nur versteht es der Hund einzig über die Reaktion des Vorgesetzten. Schlagen geht nicht, aber ein heftiges Signal an der Leine und ein deutlicher Anpfiff wirken bei Duna schon. Entdeckt sie im Moment irgendwo etwas, was sie fressen will, aber nicht soll, versucht sie es. Merkt sie, dass ich reagiere, legt sie den Kopf tief und schaut mich an. Oft kommen wir inzwischen an einem Eklat vorbei. Nicht immer, aber immer öfter. Auch hier war die Hundeschule keine Hilfe, das ging nur als individuelles Problem in Eigenregie.

Andererseits sind auch Katzen keine Schmusetiere. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie Carlo. Ruhe sanft, geliebter Carlo, wir kommen irgendwann nach.